Massive Kritik des Fahrgastbeirates an Zugausfällen und Personalpolitik der Deutschen Bahn

Pressemitteilung 11/2011  Massive Kritik des Fahrgastbeirates an Zugausfällen und Personalpolitik der Deutschen Bahn Für die sich wieder häufenden Zugausfälle in Südbaden bis hin zu wochenlanger Stilllegung der Dreiseenbahn gibt es nach Meinung der Sprecher des Fahrgastbeirates des RVF, Wolfgang Heinz (Bad Krozingen), Georg Link (Hinterzarten) und Harald Negenborn (Bötzingen) viele Gründe; der triftigste dürfte die jahrzehntelang verfehlte Personalpolitik der DB AG sein. Nicht die umsichtigen Mitarbeiter an der Front, sondern die Konzernleitung verdienen Kritik?. Im Höllental kann man von einer grossen Pechsträhne sprechen: Notwendigen Sanierungs-arbeiten auf der Höllental- und Dreiseenbahn folgte eine Kette von Betriebsstörungen (Schäden an Loks und Fahrleitung) und schliesslich der Personalmangel durch eine Krankheitswelle bei den Lokführern. Die danach verfügte wochenlange Stilllegung der Dreiseenbahn mit Schienen-ersatzverkehr dürfte ausserhalb von Kriegszeiten beispiellos in der Geschichte des Eisenbahn-verkehrs in Deutschland sein. Diese offensichtliche Geringschätzung des PNV erschreckt umso mehr, als dieser - vom  Staat hochsubventionierte -  Geschäftszweig wohl zur Quer-finanzierung eigenwirtschaftlicher Sparten herhalten muss.

Für diese Misere erkennen wir zwei konzerntypische Gründe:                                                                      

  • Die reformierte und vom Staat schuldenfrei gestellte Staatsbahn setzte die angestrebte Börsen-reife über alles, vor allem über die betrieblichen Erfordernisse im Kerngeschäft, nämlich den Schienenverkehr im Inland attraktiv, rentabel und konkurrenzfähig zu machen; hinzu kamen zahllose Engagements im Ausland. Im Ergebnis ist die Staatsbahn wieder überschuldet wie eh, ihre Leistungsfähigkeit lässt weiterhin sehr zu wünschen übrig, die Zufriedenheit der Kunden wie des stark dezimierten Personals ist auf einem Nullpunkt angekommen.                                          
  • Der Lokführermangel ist zwar ein Branchenproblem (wie auch die seltsame Wandlung des Ringzuges der Hohenzollernschen Landesbahn in einen Ringbus zeigt) und korrespondiert mit dem sich abzeichnenden Personalmangel im Strassengütertransport. Aber  bei der DB AG ist er auch hausgemacht:
    • die Sparten (Konzerntüchter) nehmen sich gegenseitig das Personal weg; Lokführer von DB Regio werden durch DB-Fernverkehr und DB-Schenker-Cargo abgeworben;     
    • konkurrierende Unternehmen (SBB Deutschland, SBB Personenverkehr, SBB Cargo wie auch viele Privatunternehmen) bieten offenbar attraktivere Arbeitsbedingungen als die DB AG; so wechseln immer mehr von der DB gut ausgebildete Lokführer zu den Konkurrenten;
    • der DB fehlt es an der früher vorbildlichen Wertschtzung für die eigenen Mitarbeiter, wie beispielsweise das im Vergleich zu Verantwortungsgrad und Einsatzbereitschaft niedrige Lohn-niveau ebenso zeigt wie kaum noch zumutbare Arbeitszeitregelungen sowie soziale Rahmen-bedingungen.

 

Wir sind davon überzeugt, dass dieses falsche Geschäftsmodell nie hätte umgesetzt werden können, wenn die DB AG für die individuellen und volkswirtschaftlichen Folgeschäden von Zugausfällen und Streckensperrungen vollumfänglich einstehen müsste. Und wir fragen, welche Konsequenzen der Regio-Verkehrsverbund und vor allem die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg als Besteller des SPNV aus den Vorfällen ziehen wollen.

Wenn die DB nicht schleunigst umsteuert und zu einer nachhaltigen Personalpolitik zurück kehrt und die Arbeitsplätze insbesondere der Lokführer wieder attraktiv macht, wird sie aus dem an der Dreiseenbahn sichtbar gewordenen Teufelskreis nicht mehr herauskommen.?

 

ViSdP  Wolfgang Heinz

Fahrgastbeirat des Regio-Verkehrsverbundes (RVF)
Internet: http://www.rvf-fahrgastbeirat.de/rvf/ 
2011 RVF-Fahrgastbeirat

Letzte Änderung: Wolfgang Kamke 07.10.2013)

Datum
01 November 2011