Pressemitteilung 01/2011 Fahrgastbeirat lobt und tadelt die Verkehrsunternehmen zum Fahrplanwechsel Mit Rücksicht auf den unerwartet harten Wintereinbruch hat der Fahrgastbeirat im Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) seine Kommentare zum Fahrplanwechsel am 12.12. 2010 erst in seiner Januarsitzung zusammengestellt, weil alle Beteiligten zunächst Dringlicheres zu tun hatten, wie die Sprecher Wolfgang Heinz (Bad Krozingen), Georg Link (Hinterzarten) und Harald Negenborn (Bötzingen) übereinstimmend betonen. Wir kommentieren auf der Grundlage eigener Beobachtungen und Erfahrungen sowie vieler Hinweise und Beschwerden anderer Reisenden. Ihre kritischen Anmerkungen begleiten sie mit dem Grundsatz: Nichts ist so gut, als dass man es nicht noch besser machen könnte, gerade im PNV.
Ein großes Lob zollt der Fahrgastbeirat sowohl DB Regio Südbaden als auch der SWEG aus: Nachdem endlich alle RE der Rheintalbahn tagsüber mit fünf Doppelstockwagen verkehren, reicht das Sitzplatzangebot endlich aus! Heinz: Wir wissen, wie schwer es war zusätzliche Waggons herbeizuschaffen bravo! Auch auf der Münstertalbahn entspricht das verdoppelte werktägliche Sitzplatzangebot nun dem Bedarf - danke! Negenborn freut sich, dass der abendliche Kulturzug Freiburg-Offenburg wieder fährt;aber warum nur an wenigen statt an allen Tagen??
Zur bevorstehenden Fahrplankonferenz für 2012 appelliert der Fahrgastbeirat an die Nahverkehrsgesell-schaft des Landes (NVBW) sowie an RVF und DB Regio, den Fahrplan der Rheintal- und der Höllentalbahn auch in den Tagesrandzeiten und an Wochenenden wieder bedarfsgerecht zu verdichten. Heinz und
Negenborn nennen Beispiele:
- Den Reisenden aus dem Fern- in der Nahverkehr ist nicht zuzumuten, dass sie z.B. sonntagabends um 22h15 in Freiburg stranden und fast 90 Minuten auf den nächsten Anschluss nach Süden warten müssen.
- Schicht-Pendler von Freiburg nach Basel müssen auf den PKW umsteigen, nachdem schon in früheren Jahren wichtige Spätzüge des Nahverkehrs gestrichen wurden und nun auch die ersatzweise genutzten ICE entfallen sind.?
Und ihr Kollege Link ergänzt:
- Der Frühzug Freiburg-Himmelreich-Freiburg wurde jetzt zwar bis Titisee verlängert, aber die dringend notwendige Anbindung nach und ab Neustadt fehlt immer noch!
- Und in den Hauptverkehrszeiten reicht die Sitzplatzkapazität der Höllentalbahn im Abschnitt Freiburg-Himmelreich weiterhin nicht aus!
Unzufrieden ist der Fahrgastbeirat mit dem Service der Deutschen Bahn:
Die Installierung des seit Anfang 2007 geforderten zusätzlichen Fahrkartenautomaten an Gleis 2 in Bad Krozingen beseitigt endlich eine völlig unnötige Erschwernis für alle Reisenden, die von den Parkplätzen und dem Bushof aus Züge nach Süden erreichen wollen. Aber alle drei Sprecher beklagen: In Müllheim, Buggingen, Ebringen, Himmelreich, Gundelfingen, Kollmarsreute und Teningen fehlen diese zusätzlichen Automaten immer noch. Heinz fügt an: Auch die Besetzung der Reisezentren in Müllheim, Bad Krozingen und Emmen-dingen wurde nicht dem Bedarf angepasst, sondern noch weiter ausgedünnt (Mittagspause, seltene Besetzung des zweiten Schalters, Schließung an Samstagnachmittagen und sonn- und feiertags). Dass es auch kundenfreundlich geht, sieht man in der Pfalz: das Reisezentrum in Landau wurde wieder eröffnet und ist sogar an Wochenenden und Feiertagen besetzt!
Die Versorgung der Kunden mit Fahrplänen finden die Beiräte sehr mangelhaft; zwar konnten RVF, Südbadenbus (SBG) und SWEG ihre Fahrpläne rechtzeitig anbieten, bei DB Regio standen sie erst verspätet, manche gar erst kurz vor Silvester oder Anfang Januar zur Verfügung (z.B. die Städteverbindungen ab Freiburg in den Reisezentren Müllheim und Bad Krozingen). Heinz geht ins Detail: Nachdem die Deutsche Bahn ihr Kursbuch schon zum Fahrplanwechsel 2008 abgeschafft, vertreibt sie heuer noch nicht mal mehr das vorbildliche und sehr hilfreiche 3-Löwen-Kursbuch das Landes! Und wer in Müllheim den Münstertal-Fahrplan braucht, muss ihn extra in Staufen oder Bad Krozingen holen; wer im Münstertal oder Bad Krozingen den Badenweiler-Müllheim-Neuenburg-Fahrplan braucht, reist dazu eigens nach Müllheim! Gemeinsam loben die Sprecher die Südbadenbus-Gesellschaft: Vorbildlich dagegen das jüngst ansprechend renovierte KundenCenter der SBG am Freiburger Hauptbahnhof: dort stehen alle, aber wirklich alle Regional- und Streckenfahrpläne des gesamten Verbundes sowie Fahrpläne aus den Verbünden Lörrach und Ortenau zur Verfügung.
Laut Negenborn beklagen immer mehr Fahrgäste den Verzicht von DB Regio auf Zugbegleiter vor allem in den Abendstunden und an Wochenenden und berichten von schier unerträglichen Zuständen puncto Sauberkeit und Sicherheit.? Unter Verweis auf die vom Fahrgastbeirat im Frühjahr der NVBW vorgelegten Ausschreibungskriterien betont Link: Da wir von DB Regio schnelle Abhilfe nicht erwarten, wird das Verkehrsministerium zur nächsten Ausschreibung des Verkehrsvertrages sehr darauf achten müssen, dass Zugbegleiter und Fahrkartenverkauf im Zug endlich wieder Standard werden. Anderseits anerkennen wir, dass die Zwischenreinigung in den Zügen der Höllental- und der Rheintalbahn gut funktioniert.
Auch im Bus-Netz stehe vielen Verbesserungen im Norden in 2009 noch erheblicher Nachbesserungs-bedarf im Süden und Osten gegenüber. Auch hier nennen Link und Heinz konkrete Beispiele:
- viele Fahrgäste aus dem Bereich Dreisamtal/Hochschwarzwald beklagen die schlechte Taktverknüpfung an Werktagen zwischen St. Mörgen und Hinterzarten sowie unvollständige oder unterlassene Haltestellen-Ansagen in den Linienbussen;
- der integrierte Belchen-Wander-Fahrplan (für die Linien Schönau-Wiedenereck-Belchen, Münstertal-Wiedenereck-Belchen, Müllheim-Badenweiler-Haldenhof, Schopfheim-Haldenhof) und die Aufnahme des Abschnittes Wiedenereck-Belchenbahn in den RVF-Tarif sind immer noch nicht verwirklicht;
- auch die jahrelangen Bemühungen des Fahrgastbeirates und des Korridormanagers des RVF im Verein mit betroffenen Unternehmen und Gemeinden um eine kostenneutrale und dennoch deutliche Optimierung der Müllheimer Ringlinien sowie die Einrichtung viel effizienterer Stichlinien (z.B. Heitersheim-Ballenrechten-Sulzburg) scheiterten bislang am dienstleistenden Verkehrsunternehmen.
Abschließend kommentieren die Sprecher die Zugverspätungen, die es auch nach dem Fahrplanwechsel in Fälle gibt! Zum großen Teil sind sie der bis zur Kapazitätsgrenze reichenden Auslastung der Rheintalbahn im Mischverkehr aus Güter-, Personenfern- und Personennahverkehrszügen geschuldet. Viele Pannen zulasten der Fahrgäste gehen allerdings auch auf schlechtes Netz- und Notfall-Management sowie auf Kommunikationsmängel zwischen den beteiligten Tochterunternehmen der DB zurück. Der Konzern bleibt dringend aufgefordert, diese Schwächen nachhaltig zu beheben.? Die Mitglieder des Fahrgastbeirates führten Buch über die Verspätungen ihrer Züge; Rekordhalter sei ein Kollege, der auf der südlichen Rheintalbahn pendelt und öfter auch Dienstreisen in Nachbarverbünde unternehmen muss: sein Verspätungskonto betrage im Jahr 2010 fast 55 Stunden! Allein schon daraus kann man leicht die Schäden ermessen, die den Reisenden ganz persönlich und der ganzen Volkswirtschaft aus Verspätungen entstehen!
Fahrgastbeirat des Regio-Verkehrsverbundes (RVF)
Internet: http://www.rvf-fahrgastbeirat.de/rvf/
2011 RVF-Fahrgastbeirat
Letzte Änderung: Wolfgang Kamke 07.10.2013)